Museumsblog
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17.12.2024
Vom Gasthof zum Krankenhaus - der “Grüne Baum”
Am Steinweg in der Vorstadt vor dem Obertor stand der Gasthof zum grünen Baum, der 1702 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
In den Archiven werden die folgenden Wirte genannt: Johannes Schnitzer von 1702 bis 1737, Jakob Eisleben von 1737 bis 1789, Daniel Schellhorn von 1790 bis 1799, Jakob Lorey 1801 und 1811 Konrad Schellhorn. 1815 kauft die Witwe Katharine Lorey den Gasthof.
1858 wurde die Bewirtschaftung des „Grünen Baums“ eingestellt. Dies war vermutlich eine Folge der sich ausbreitenden Eisenbahn, die den regen Handelsverkehr durch Vacha zum Erliegen brachte. 1849 gingen die Thüringer Bahn von Bebra nach Halle und die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn von Bebra in Richtung Kassel in Betrieb. 1858 folgte die Werrabahn von Eisenach nach Coburg. Die Bemühungen des Stadtrats von Vacha und eines eigens gegründeten Komitees, einen Anschluss Vachas an das Eisenbahnnetz zu erhalten, blieben ohne Erfolg.
Am Abend des 1. September 1878 brach in dem ehemaligen Gasthaus ein Feuer aus, das sich durch den starken Südwestwind rasch ausbreitete und schließlich ein Drittel der Stadt vernichtete. 78 Wohnhäuser und 169 Nebengebäude fielen in Schutt und Asche, über 80 Familien wurden obdachlos. Das Haus gehörte dem damaligen Bürgermeister Carl Oeste, dessen Kinder vermutlich den Brand verursachten.
Carl Oeste verkaufte das Anwesen an Adolf Ernst und dessen Ehefrau Else geb. Lotz. Am 1. Januar 1899 lesen wir in der Rhönzeitung: „Das Oest’sche Haus, der Gasthof zum grünen Baum wird von Adolf Ernst verpachtet an den früheren Besitzer des Adler Georg Lotz. Dieser errichtete im Dezember eine Weinstube unter dem Namen Kaiserhof.“
Im November 1905 verkauft Adolf Ernst den Kaiserhof an die Kaligewerkschaft Sachsen-Weimar in Unterbreizbach, welche das Haus zu ihrem Direktorenwohnhaus umbaut und erweitert.
1933 kauft die Stadt Vacha das Gebäude um hier das städtische Krankenhaus einzurichten, das sich bis dahin im ehemaligen Armenhaus in der Widemarkter Straße befand. Im November 1933 zieht das Krankenhaus mit 30 Betten ins ehemalige Direktorenwohnhaus ein.
1996 wurde das Vachaer Krankenhaus trotz Protestes der Einwohner aus Vacha und Umgebung geschlossen. Seitdem stand das Anwesen leer.
2009 wird das Gebäude bis auf einen Teil der Fassade abgerissen. Bis 2011 wird das heutige Seniorenheim unter weitgehender Wiederherstellung der historischen Fassade neu erbaut.
Michael Hoehn - 21:37 @ Gasthäuser | Kommentar hinzufügen
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